Rudolf Müller

Digitales Netzwerken: „Social Media kann die Empfehlungsrate um ein Vielfaches erhöhen“

Digitales Netzwerken: „Social Media kann die Empfehlungsrate um ein Vielfaches erhöhen“

Anja Windmüller arbeitet für das Bildungszentrum Holzbau-Baden-Württemberg. Dabei betreut sie mehrere Social Media Kanäle, u.a. die beliebte Facebookseite Z wie Zimmerer (mehr als 15.500 Fans) und sowie @Zimmerer_ausbildung auf Instagram.

Bildquelle: www.zimmererzentrum.de

1. Hallo Anja,Du bist auch nicht mit dem Internet aufgewachsen – bist also kein Digital Native – sondern hast es erst im Erwachsenenalter kennengelernt. Von Anfang an hast Du Dich für die Digitalen Medien begeistert. Als Social-Media-Managerin postest Du Fotos, Videos und Geschichten über das Zimmerer-Dasein und den Holzbau. Wie kommunizieren die Fans von Eurer Facebook-Seite untereinander?

Anja Windmüller: Vor allem die Auszubildenden sind sehr aktiv und verlinken sich gegenseitig, wenn ich Neuigkeiten zum Zimmererzentrum poste. Wir haben auch geschlossene Facebook-Gruppen, in denen beispielweise nur Innungsmitglieder sind und über aktuelle Fragestellungen diskutieren.

2. Was fasziniert Dich an der digitalen Vernetzung?

Anja Windmüller: Mir macht das Vernetzen einfach Spaß. Beruflich ist es für mich wichtig, dass ich immer auf dem aktuellen Stand bin. Und über die Social Media Netzwerke bekomme ich die meisten News mit – es ist quasi meine Social Media Tageszeitung, die ich lese.

Ich habe in so vielen Ländern und Städten gelebt und dank der digitalen Medien bleibe ich weiterhin auf dem Laufenden, was meine Freunde so machen. Früher hat man sich einmal im Jahr Karten geschrieben – jetzt bin ich viel näher am Alltag meiner Freunde, auch wenn sie weit weg sind. Und das ohne großen Aufwand für alle Seiten.

Viele Social Media Kontakte, die ich nur über das Internet kannte, habe ich später im „echten Leben“ auf Veranstaltungen getroffen. Es ist auf alle Fälle ein Vorteil, wenn man sich vorher bereits über die Sozialen Netzwerke ausgetauscht hat. Im echten Leben knüpft man dann einfach dort an und überspringt die sonst übliche Kennenlernphase.

3. Facebook hat immer wieder einen schlechten Ruf, vor allem nach der Datenschutzgrundverordnung DSGVO haben viele Angst, es als Firma zu nutzen. Mit welcher Social Media Plattform erreiche ich derzeit am ehesten Holzbauer und potenzielle Kunden?

Anja Windmüller: Viele Probleme werden auf Facebook oftmals sehr aufgebauscht und heiß diskutiert und letzten Endes wird dann doch nicht so heiß gegessen, wie gekocht wurde. Auch in den Sozialen Netzwerken darf man seinen gesunden Menschenverstand nicht ausschalten. Viele Dinge, die auch im echten Leben tabu oder verboten sind, gehen natürlich in den Sozialen Netzwerken ebenfalls nicht: geistiges Eigentum von anderen verwenden, Bilderklau etc. Es ist wichtig, up to date mit gängiger Rechtsprechung zu bleiben und danach zu handeln.

4. Welche Vorbehalte gibt es gegenüber den digitalen Netzwerken in der Holzbaubranche?

Anja Windmüller: Viele Holzbauer haben das Potential der Social Media Kanäle (noch) nicht erkannt. Einigen ist nicht bewusst, dass es einen Unterschied macht, ob man privat oder geschäftlich dort aktiv ist. Viele glauben aufgrund der Social Media Aktivität ihrer Kinder, dass es um das Posten von Selfies und Essen geht. Dabei kann eine gute Social Media Präsenz die Mundpropaganda – also die Empfehlungsrate – um ein Vielfaches erhöhen.

Betriebe, die sich trauen, auf Facebook oder Instagram präsent zu sein, berichten meist sehr positiv darüber. Beispielweise, dass es dadurch leichter geworden ist, Auszubildende oder Fachkräfte für ihr Unternehmen zu begeistern.

Daher versuchen wir vom Bildungszentrum und Zimmererverband Holzbau-Baden-Württemberg, Ängste abzubauen. Unsere Verbandsmitglieder können zum Beispiel einen persönlichen Termin mit mir vereinbaren und wir besprechen, wie eine Facebookseite für den Betrieb funktionieren kann. Außerdem versuche ich auch immer wieder, auf Innungsversammlungen für das Thema Aufmerksamkeit zu generieren und so den Betrieben die initiale Angst vor dem Neuen zu nehmen.

Weitere Informationen: Website Bildungzentrum Holzbau Baden-Württemberg

Bildquelle: www.proclima.de

Dieses Interview führte Heide Merkel, Fachjournalistin, Referentin und Steuerung Presse und Digitale Medien bei MOLL pro clima, Mitinitiatorin des Blogs frauenzimmer.live und heidi-hakt-nach.de.

Sie freut sich auf den FrauenZimmer Kongress im Mai in Berlin. Gemeinsam mit ihr werde ich einen Workshop zum Thema „Kreativität schlägt Aufwand und Kosten: Die Schlüssel zu mehr Aufträgen durch clevere Smartphone-Videos“ halten. pro clima hat die Veranstaltung von Anfang an unterstützt.