Rudolf Müller

Frauen im Handwerk: Raumausstatterin Silja Kinast

Frauen im Handwerk: Raumausstatterin Silja Kinast

Raumausstatterin Silja Kinast
Raumausstatterin Silja Kinast

FrauenZimmer stellt Unternehmerinnen, Mitarbeiterinnen und Handwerksfrauen der Baubranche in den Mittelpunkt und ist eine Plattform, die sie nutzen können, um sich auf Augenhöhe auszutauschen und sich zu vernetzen. Damit das Vernetzen besser klappt, stellen wir euch regelmäßig Frauen in unserem Blog vor und lassen sie von ihren Erfahungen und persönlichen Meinungen berichten. Heute geht es um die Raumausstatterin Silja Kinast.

Name: Silja Kinast

Beruf: Raumausstatterin / Bodenlegerin

Wie bist du zum Handwerk gekommen?

Ich wollte schon immer was Kreatives und Handwerkliches machen. Ursprünglich wollte ich nach dem Abitur an einer Kunstschule Innenarchitektur studieren und brauchte dafür ein 6-monatiges Praktikum in einem praktischen Beruf. So bin ich auf den Beruf des Raumausstatters gestoßen und hab mein Praktikum angefangen. Da habe ich dann festgestellt, dass mir der Beruf und das Praktische viel besser gefällt als ein Studium, so dass ich gar nicht mehr zur Eignungsprüfung der Hochschule gegangen bin und nach 9 Monaten Praktikum die Ausbildung zur Raumausstatterin begonnen habe.

Was ist das Beste an deinem Beruf?

Die Kreativität und Vielseitigkeit und wie schnell man die Erscheinung eines Raumes ändern und beeinflussen kann. Dazu die körperliche Arbeit und das im Dreck spielen natürlich!

Welche Probleme hast/hattest du als Frau in deinem Berufsleben? Wie bist du damit umgegangen?

Man trifft manchmal auf Kunden oder Kollegen, die einen nicht ernst nehmen, belächeln oder gar nicht richtig „für voll nehmen.“ Einmal hatte ich eine ältere Dame als Kundin, die sich weigern wollte, dass ich ihren Teppich verlege – weil ich ja kein Mann bin. Am Anfang hat mir das sehr zu schaffen gemacht, aber inzwischen kann ich gut damit umgehen. Ansonsten muss man sich immer doppelt beweisen, denn viele erwarten regelrecht, dass man Fehler macht – weil man ja eben eine Frau ist. Wenn die Leute dann aber sehen, dass man es kann und die Arbeit gut macht, fällt diese Skepsis recht schnell wieder weg.

Gibt es Themen in der Branche, die deiner Meinung nach angepackt werden sollten?

Auf jeden Fall der Nachwuchs. Und das fängt nicht bei den Firmen an, sondern damit, wie das Handwerk überhaupt gesehen wird. Viele wollen sich nicht mehr schmutzig machen, lernen es aber auch nicht wirklich anders zu Hause. Ein Handwerksberuf muss wieder etwas Ehrenwertes werden, im Gesamtbild der Gesellschaft, damit die Bereitschaft der Jugend, einen Handwerksberuf zu erlernen, überhaupt wieder da ist. Dann sollten die Firmen bzw. Branchen auch mehr werben und dem Nachwuchs Chancen und Perspektive bieten.

Welchen Ratschlag/Tipp hast du für andere Frauen im Handwerk?

Lasst nicht alles so nah an euch ran, es mag am Anfang etwas schwer sein mit dem rauen Ton auf der Baustelle klar zu kommen, aber ein dickes Fell ist notwendig. Das eignet man sich aber auf der Baustelle von ganz allein an. Ansonsten denkt daran, dass ihr euch nicht permanent beweisen müsst. Es ist nicht schlimm, nach Hilfe zu fragen oder Fehler zu machen. Das ist bei unseren männlichen Kollegen auch so, die beherrschen auch nicht jede Aufgabe perfekt, was von uns leider zu oft erwartet wird. Eine gute Freundin von mir sagte mal: „Die Gleichberechtigung ist erst dann abgeschlossen, wenn ich eine schlechte Handwerkerin auf der Baustelle sehe.“

Was machst du zum Ausgleich nach einem stressigen Tag?

Meistens trinke ich zusammen mit meinem Freund eine schöne Tasse Kaffee, wir tauschen uns über den Tag aus und schauen einen Film oder eine Serie. Zum Entspannen gibt es dann meist noch eine warme Wanne und Spaziergänge, um den Kopf frei zu bekommen.

Was macht dich persönlich aus? Gibt es ein besonderes Hobby oder engagierst du dich für eine bestimmte Sache?

Ich denke, ich bin ein sehr zuvorkommender und rücksichtsvoller Mensch. Ich kümmere mich gern um andere und helfe bei Problemen. Ich wirke durch meinen fast chronischen Sarkasmus anfangs oft wahrscheinlich etwas böse, aber ich bin eigentlich sehr lieb und verständnisvoll.
In meiner Freizeit bin ich auch gern kreativ. Ich zeichne gern und bemale kleine Figuren für Dungeons and Dragons, oder gestalte Miniaturen. Ich nähe, sticke und bastle oft und arbeite liebend gern mit Holz oder gestalte Möbel um, damit ich die Wohnung neu dekorieren und einrichten kann. Ich denke, dass Einrichtung und Möbel mein größtes Hobby sind. Da kann ich am besten entspannen und eine schöne Wohnung macht mich einfach glücklich. Deswegen bin ich auch Raumausstatterin geworden.