Rudolf Müller

Frauen im Handwerk: Dachdeckermeisterin Brigitte Latsch

Frauen im Handwerk: Dachdeckermeisterin Brigitte Latsch

FrauenZimmer-Botschafterin Brigitte Latsch

FrauenZimmer stellt Unternehmerinnen, Mitarbeiterinnen und Handwerksfrauen der Baubranche in den Mittelpunkt und ist eine Plattform, die sie nutzen können, um sich auf Augenhöhe auszutauschen und sich zu vernetzen. Damit das Vernetzen besser klappt, stellen wir euch regelmäßig Frauen in unserem Blog vor und lassen sie von ihren Erfahungen und persönlichen Meinungen berichten. Heute geht es um FrauenZimmer-Botschterin Brigitte Latsch.

Name: Brigitte Latsch

Beruf/Unternehmen: Redakteurin, Rudolf-Müller-Mediengruppe; ehemals selbstständige Dachdeckermeisterin

Wie bist du zur Handwerksbranche gekommen?

Während der Schul- und Semesterferien habe ich im elterlichen Betrieb gejobbt. Nach dem Abitur hatte ich ein Architekturstudium begonnen, weil ich mich erstmal nicht „getraut“ habe, als Frau eine Lehre zum Dachdecker zu machen. Schnell wurde mir aber klar, dass die Praxis das bessere Betätigungsfeld für mich ist.

Was ist das Beste an deinem Beruf?

Auf diese Frage antworten ja viele: „Das Arbeiten an der frischen Luft“, dem kann ich nur bedingt zustimmen, wenn ich jetzt so raus gucke, 4° und Regen. Von April bis Oktober stimmt das aber. Als Meisterin gefiel mir die Vielseitigkeit, die sich aus der Kombination aus Theorie und Praxis ergab. Das rein handwerkliche tun als solches ist aber allein schon toll – abends sehen, was Du geschaffen hast, und körperlich müde sein. Das ist schon eine spezielle Zufriedenheit. Und man spart das Geld für das Fitnessstudio. 😉

Welche Probleme hattest du als Frau in deinem Berufsleben? Wie bist du damit umgegangen?

Tatsächlich hatte ich nur wenige Probleme, akzeptiert zu werden. Kollegen und Kunden haben nie gezweifelt, dass ich das kann. Ein Kunde hat mich allerdings mal abgelehnt, weil ich zu jung sei und zu wenig Erfahrung habe. Ich vermute bis heute, dass es eher am Geschlecht lag. Eigentlich waren alle Beteiligten eher begeistert, auf den Baustellen auch zuvorkommend. Du durftest nur nicht den Fehler machen, zu sagen, das kann ich nicht. Frau musste es erst probieren, dann waren die Männer hilfsbereit, wenn es mal schwer wurde. Etwas zu hilfsbereit war allerdings ein Außendienstler, der mich echt sexuell belästigt hat auf einem Rohbau. Ich war total perplex, konnte ihm aber deutlich machen, er möge das lassen. Heute wäre ich deutlicher, wesentlich deutlicher.

Gibt es Themen in der Branche, die deiner Meinung nach angepackt werden sollten?

Das Handwerk als solches muss seinen Ruf verbessern. Hier hat sich zwar schon viel getan, aber die Vielseitigkeit – gerade vom „Baustellenhandwerk“ – wird nicht richtig wahrgenommen. Wenn dann noch in den Köpfen wieder manifestiert wird, dass Handwerk goldenen Boden hat, findet sich der Nachwuchs, auch der weibliche. Man sollte aber auch ehrlich kommunizieren, dass man als Frau an  körperliche Grenzen stoßen kann, jedoch andererseits für so manche handwerkliche Arbeit das bessere Händchen hat.

Warum bist du Botschafterin des FrauenZimmer? / Was schätzt du an der FrauenZimmer-Community?

Ich schätze vor allem, dass das FrauenZimmer so wenig dem Klischee entspricht, das man von Frauenveranstaltungen hat. Hier treffen sich Macherinnen, die nicht kleckern. Hier findet sich keine Frau, die zickt, sondern nur solche die anpacken wollen und können. Das möchte ich gerne verdeutlichen und nach außen tragen. Ich möchte damit auch Frauen Mut machen, die vielleicht zögern, den Schritt ins Handwerk zu wagen, obwohl gerade das ihre Passion wäre.

Welchen Ratschlag/Tipp hast du für andere Frauen im Handwerk?

Frauen sollen den Weg, den sie gehen wollen, einfach weitergehen ohne sich beirren zu lassen. Zweifler kann man getrost ignorieren. Sie müssen sich von denen inspirieren lassen, die Mut zusprechen und manchmal sogar bewundern.

Was machst du zum Ausgleich nach einem stressigen Tag?

Zur Zeit meiner Selbstständigkeit ging ich immer joggen. Das kann und darf ich seit dem Unfall nicht mehr. Ich mache dennoch viel Sport im Fitnessstudio und gehe viel spazieren. Und wenn es ganz schlimm war, mache ich Brennholz mit Kettensäge oder Axt.

 Was macht dich persönlich aus? Gibt es ein besonderes Hobby oder engagierst du dich für eine bestimmte Sache?

Als allein alleinerziehende Mutter zweier fußballfanatischer und aktiv spielender Söhne trifft man mich in normalten Zeiten oft auf dem Fußballplatz und gerne auch im Stadion des FC. Des Weiteren bin ich Geschäftsführerin des „Kulturring“, der Aufführungen von Tournee-Ensembles im Theater meines Heimatortes organisiert – reichlich Kontrastprogramm also.

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